Champagner
trinken zum Sektpreis
Nikolaus Prokop

Champagner ist ein höchst prickelndes, bei den Top-Qualitäten allerdings zumeist auch eher kostspieliges Vergnügen. Neben den großen marktbeherrschenden Prestigemarken verdienen allerdings auch zahlreiche Winzerchampagner sowie kleine, unabhängige regionale Marken besondere Aufmerksamkeit, von denen so manche ein überragendes Preis-Leistungs-Verhältnis bieten. Zwei besonders verführerische Geheimtipps, erhältlich exklusiv bei METRO: Veuve Pelletier & Fils und Champagne Henri de Verlaine.

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er Champagner ist eine Wissenschaft, die mit so manchen überraschenden Zahlen und Fakten aufwarten kann. So beinhaltet etwa eine durchschnittliche 0,75-Liter-Champagnerflasche nicht weniger als 49 Millionen Bläschen. Die Größe der Perlen variiert je nach Champagner und Qualität: Kleine Perlen prickeln im Klang ein wenig heller, größere Perlen hören sich dunkler an – zumindest fanden das Wissenschafter und Wissenschafterinnen der University of Austin in Texas vor Kurzem in einem kuriosen physikalischen Experiment heraus, bei dem hoch empfindliche Unterwassermikrofone in das edle Getränk getaucht wurden.

 Dass die Bläschengröße natürlich auch für den Geschmack entscheidend ist, ist freilich schon weitaus länger bekannt: Die bislang unter Champagnergelehrten beliebteste These lautete, dass möglichst feine, schnurgerade hochziehende Perlen den besten Champagnergenuss versprechen. Gérard Liger-Belair, Professor für physikalische Chemie an der Universität der Champagner-Hauptstadt Reims, fand allerdings jüngst gemeinsam mit seinem Team heraus, dass die ideale Bläschengröße im Durchschnitt eher großzügige 3,4 Millimeter beträgt.

Bei dieser Größe ist die Freisetzung der aromentragenden Aerosole über dem Glas ideal, was wiederum dem Geschmack sehr zugute kommt. Und da die Forscher und Forscherinnen selbstverständlich mit einigen gut gekühlten Fläschchen experimentierten, bestätigte sich nun endlich eine alte Champagnerweisheit auch auf streng wissenschaftlichem Niveau: Je kühler der Champagner serviert wird – optimalerweise bei ca. 7° bis 9° Celsius –, desto weniger Alkohol wird in den Bläschen transportiert und umso mehr können sich die delikaten Traubenaromen entfalten.

Große Marken und kleine Überraschungen

Bei der Champagnerperlengröße darf man also längst getrost dem Prinzip „big is beautiful“ vertrauen, um so manche prickelnde Überraschung zu erleben. Bei den Champagnermarken kann allerdings manchmal auch die umgekehrte Theorie zu spannenden Erlebnissen führen. Denn neben den großen, bekannten und bewährten Champagnerhäusern sind es oft auch die kleinen, feinen und hierzulande zumeist so gut wie unbekannten Produzenten, die einen Ausflug in noch unerforschte Champagnergefilde umso mehr lohnen. Spricht man hierzulande von Champagner, ist meist nur von den „Grandes Marques“ die Rede – jene ca. zwei Dutzend der großen und weltweit berühmten Champagnerhäuser, die mit ihren Namen geradezu sprichwörtlich und oft seit Jahrhunderten für beste Champagnertradition stehen: Bollinger, Charles Heidsieck, Krug, Laurent-Perrier, Moët & Chandon, Pommery, Louis Roederer, Taittinger oder Veuve Clicquot, um nur einige der bekanntesten zu nennen.

Tatsächlich allerdings bringt die bereits 1882 gegründete Union des Maisons de Champagne heute hunderte Champagnerhäuser unter ein Dach, von den großen, prominenten Namen bis zu kleinen, zumeist nur in Frankreich bekannten Insidertipps unter den Maisons – schließlich trinken die Franzosen und Französinnen von den jährlich produzierten rund 320 Millionen Flaschen Champagner weit mehr als die Hälfte selbst. Insgesamt gibt es in der Champagne heute mehr als 300 Häuser, die unter rund 1.200 Markennamen verkaufen. Gemeinsam dominieren sie den Weltmarkt und machen 70 % aller Champagnerverkäufe und 90 % der Exportverkäufe aus. In Bezug auf den Weinbergbesitz sind sie allerdings überraschend klein, da nur rund 10 % der regionalen Rebfläche in ihrem Besitz sind. Die verbleibenden 90 % der Anbauflächen werden von rund 15.000 Winzern und Winzerinnen in der Champagne bewirtschaftet, von denen viele ihren eigenen Winzerchampagner ausbauen, diesen aber meist nicht exportieren. Schätzungen gehen von insgesamt mehr als 2.100 verschiedenen Produzenten aus, die ihren eigenen Champagner produzieren – mehr als genug, um 40 Jahre lang jede Woche eine neue Flasche zu probieren.

„Die regionalen Genossenschaften in der Champagne produzieren erstklassige, zumeist aber nur wenig bekannte Geheimtipp-Champagner, von denen einige ein überragendes Preis-Leistungs-Verhältnis bieten.“

Ing. Pál Kovács,
Executive Sommelier &
Department Manager bei METRO
Food Beverages, Wine & Spirits

Doch damit ist die nahezu unüberschaubare Größe des französischen Champagneruniversums und der unzähligen Namen und Marken noch bei Weitem nicht ausgelotet. Denn hinzu kommt noch ein weiterer wichtiger Faktor der französischen Champagnerindustrie: die rund 100 kleineren und größeren regionalen Genossenschaften – die sogenannten „Coopératives“ –, von denen viele bereits Mitte des 19. Jahrhunderts entstanden, als die Reblaus die europäischen Weinberge verwüstete, auch die Champagne in eine tiefe Krise stürzte und die Winzer und Winzerinnen zum Zusammenschluss nötigte. Diese Coopératives mit ihren großen, modernen Kellerei-Infrastrukturen ermöglichen einerseits vor allem den kleineren Weinbauern und -bäuerinnen, ihre Trauben zur weiteren Auftragsverarbeitung abzuliefern, um im Anschluss ihre eigenen, verkaufsfertig abgefüllten Flaschen zur Vermarktung zurückzuerhalten.Andererseits produzieren diese Genossenschaften auch selbst unter eigenen Markennamen so manch feine, außerhalb Frankreichs aber so gut wie unbekannte Champagner, von denen einige ein geradezu überragendes Preis-Leistungs-Verhältnis bieten.

Top-Champagner für kleines Geld

Zwei dieser außergewöhnlichen Champagner-Geheimtipps mit besonderem Background sind die beiden Marken Veuve Pelletier & Fils und Henri de Verlaine, exklusiv erhältlich bei METRO. Beide werden von der renommierten Coopérative Régionale des Vins de Champagne in Reims produziert, die traditionelles Know-how der Méthode champenoise mit modernsten Hightech-Produktionsanlagen kombiniert, etwa einer vollautomatischen Degorgierung und einer hoch präzisen, ebenso automatisierten Dosagezufuhr. Das Resultat sind außergewöhnlich qualitätsvolle Champagner zu überraschend angemessenen Preisen, die sich auch bei professionellen Verkostungen keineswegs zu verstecken brauchen: So attestierte etwa das Gourmetmagazin Falstaff bei seiner großen Champagnerverkostung dem Veuve Pelletier & Fils Brut nicht weniger als beachtliche 91 Punkte, exakt die gleiche Punktezahl konnte auch der Champagne Henri de Verlaine Brut einheimsen.

Neben unkompliziertem und erstaunlich preisgünstigem Trinkspaß wurden beiden Marken ein feiner Mousseux und frische Fruchtnoten attestiert – ob man dem etwas stürmischeren Veuve Pelletier den Vorzug geben mag oder dem einen Hauch exotisch-eleganter daherkommenden Henri de Verlaine, bleibt persönliche Geschmacksfrage. Und da der Preis nun wirklich nicht schwer ins Gewicht fällt, ist eine Entscheidung auch gar nicht nötig: Am besten, man stellt gleich von beiden einen ordentlichen Vorrat in den Weinkeller.


Champagne Henri de Verlaine Brut

Verkostungsnotizen: Helles Gelbgrün, feines Mousseux. Zart nussig unterlegte dezente Steinobstnuancen, frischer Apfel, einladendes Bouquet. Saftig dezente Fruchtsüße, gelbe Tropenfruchtanklänge, harmonisch, bietet unkomplizierten Trinkspaß.
Herkunft: Vallée de la Marne, Champagne

Veuve Pelletier & Fils Brut

Verkostungsnotizen: Helles Gelbgrün, feines, etwas aufbrausendes Mousseux. Dezente Brioche-Nase, begleitet von süßer Mandel, kandierter Limette und Pfirsichkernen. Zarte vegetale Würze, weiße Apfelfrucht, Nuancen von Zitruszesten. Mittlere Komplexität, weißer Apfel, fruchtige Süße, etwas Birne, bleibt etwas kurz im Finale.
Herkunft: Vallée de la Marne, Champagne
Kellerei: Coopérative Régionale des Vins de Champagne, Reims

KURZ BÜNDIG
Champagnerproduzenten und ihre verschiedenen Kategorien

Das verraten die Kürzel auf dem Champagneretikett über Hersteller und Verarbeitung:


NM (Négociant manipulant): Handelshaus, das den Champagner ausbaut und selbst vermarktet. In der Regel besitzen diese Handelshäuser eigene Weinberge, kaufen jedoch von Winzern und Winzerinnen zusätzlich Traubenmaterial in zumeist großem Umfang zu. Dies ist häufig (aber keineswegs immer) der Status der bekannten großen Champagnerhäuser und „Grandes Marques“.

RM (Récoltant manipulant): Dies ist die zumeist übliche Bezeichnung der Winzer-Champagner: Zu dieser Kategorie zählen all die kleinen Winzerbetriebe, die ihren Champagner ausschließlich aus eigenem Traubenmaterial selbst ausbauen und vermarkten. Der Ursprung vieler kleiner, feiner Marken mit nicht sehr hohem Bekanntheitsgrad, aber dafür umso überzeugenderer Qualität.

RC (Récoltant coopérateur): Die zweite Variante des Winzer-Champagners mit zumeist etwas günstigeren Qualitäten: Dies ist die Bezeichnung für jene Winzer und Winzerinnen in der Champagne, die ihr Traubenmaterial einer Genossenschaft zum Ausbau überlassen und die eigenen Flaschen zur Vermarktung ihrer eigenen Champagnermarke zurückerhalten. Auch hier gibt es viele kleine, feine Marken zu entdecken.

CM (Coopérative de manipulation): Hersteller ist hier eine Genossenschaft, die das Traubenmaterial ihrer Mitglieder ausbaut und vermarktet. Oft werden hier Champagner mit überraschend günstigem Preis-Leistungs-Verhältnis produziert – zumeist eher unbekannte Markennamen, im Glas dafür oft umso überzeugender, wie z. B. Veuve Pelletier & Fils und Champagne Henri de Verlaine, exklusiv erhältlich bei METRO.

MA (Marque dacheteur): Großabnehmer, oft auch Diskonter, die ein Handelshaus beauftragen, den Champagner mit einem eigenen Markenetikett (= Eigenmarke) zu versehen. Zumeist werden in dieser Kategorie eher einfache und preisgünstige Champagnerqualitäten angeboten, doch gerade auch hier sind so manche Schnäppchen mit überraschender Qualität für unkomplizierten Trinkspaß zu finden.

ND (Négociant distributeur): Ein Handelshaus, das fertig ausgebauten Champagner aufkauft und diesen unter einer eigenen Marke vertreibt.

Fotocredits: Shutterstock, Stocksy, Hersteller

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