Die hohe Kunst des Verpatzens
Nikolaus Prokop

Machen Sie Ihren ganz persönlichen Cocktailfrühling doch diesmal zu einem „Sbagliato“-Frühling: mit der hohen Kunst des frischen und fröhlichen Cocktail-„Verpatzens“ mit dem einen oder anderen Geheimtrick aus der Sekt-, Prosecco- oder Champagnerflasche. Der Klassiker „Negroni Sbagliato“ macht vor, wie’s geht – und hat man einmal damit begonnen, findet das prickelnd inspirierte Experimentieren kein Ende.

A

ngeblich war alles ja nur ein Irrtum. Denn eines schönen Abends im Jahre 1972 – andere Versionen der Story nennen das Jahr 1968 – soll es in der legendären Bar Basso in der Mailänder Via Plinio wieder einmal so richtig hoch hergegangen sein. An sich keine außergewöhnliche Sache, denn wer Mailand kennt, weiß, dass in der berühmten, 1947 eröffneten Art-Deco-Eckbar die In-Crowd der Stadt einander allabendlich zu Hunderten die Klinke in die Hand drückt. Bei mondänen Events wie der Mailänder Fashion Week oder der Mailänder Design Week gibt es daher kaum einen besseren Ort, um Schulter an Schulter mit den Rich & Beautiful, Horden an Paparazzi und so manchem internationalen Star abzufeiern – Fashion-Queen Miuccia Prada ist in diesem Tempel der italienischen Aperitivo-Hochkultur genauso gerne zu Gast wie George Clooney, Chloë Sevigny, Asia Argento oder Nick Cave.

Doch an jenem besagten Abend vor fünfzig Jahren ging eine Kleinigkeit mit großen Folgen schief: Barchef und Inhaber Mirko Stocchetto, der Vater des heutigen Besitzers Maurizio, erwischte im allgemeinen Trubel beim Mixen eines klassischen Negronis (1/3 Gin, 1/3 Vermouth, 1/3 Campari) versehentlich die Prosecco- statt der Ginflasche, und eine höchst spritzige Cocktaillegende war geboren: der sogenannte „Negroni Sbagliato“, was wörtlich nichts anderes als „verpatzter Negroni“ bedeutet. Ob die Story tatsächlich wahr ist, sei dahingestellt – „se non è vero, è ben trovato“, „wenn’s nicht stimmt, ist es wenigstens gut erfunden“, sagt man nicht von ungefähr in Italien gerne zu solchen Legenden. Tatsache bleibt jedenfalls: Der „Negroni Sbagliato“ wurde von Mailand aus schnell in aller Welt zum Kult-Drink.

KEIN FRÜHLING OHNE NEGRONI SBAGLIATO.

Denn neben seiner originellen Entstehungsgeschichte hat er auch noch jede Menge anderer überzeugender Qualitäten: Er ist unkompliziert, aber raffiniert. Dank der komplexen Kräuternoten von Vermouth und dem Bitter-Aperitiv-Klassiker Campari ist er ungemein aromatisch. Und die perlende Spritzigkeit des Proseccos macht ihn – vor allem im Vergleich zum eher wuchtig daherkommenden klassischen Negroni – verhältnismäßig leicht und zu einer erfrischenden Abwechslung im Universum der Cocktailklassiker, was stets eine hervorragende Ausrede für ein zweites oder auch drittes Gläschen abgibt. Doch das Allerbeste am Sbagliato: Sein Zubereitungsprinzip lässt sich nahezu unendlich variieren. Denn die genial simple Idee, die Basisrezeptur so mancher Cocktaillieblinge mit einem kräftigen Schuss Schaumwein und ein wenig Erfindungsreichtum zur prickelnden neuen Cocktailkreation abzuwandeln, ist ein faszinierendes Experimentierfeld mit endlosen Entdeckungsmöglichkeiten.

Ein seit über einem Jahrhundert bewährter Aviation Cocktail mit Champagner oder Premium-Sekt variiert? Als „Aviation Royale“ ein prickelndes, veilchenduftendes Blumenbouquet, das z. B. den Aperitifauftakt bei der nächsten Frühlingsparty zum bleibenden Erlebnis macht. Ein schlichter Campari Orange, mit einem extravagant floralen Gin und der richtigen Dosis perlendem Sekt veredelt? Als fruchtiger „Garibaldi Sbagliato“ ein Hochgenuss, für den man jeden einfallslosen Hugo Spritz gerne den Langweilern und Langweilerinnen überlässt. Oder ein Moscow Mule, der das oft zu süße Ginger Beer gegen frischen Ingwer vertauscht, den neutralen Wodka gegen die Botanical-Aromen eines möglichst komplexen Gins einwechselt und seine Kohlensäureperlen von elegantem Sekt – oder auch gerne Champagner – bezieht? Der „Millionaire’s Mule“ trägt seinen Namen nicht umsonst, denn im Vergleich zum bescheidenen Original-Mule kommt er so extravagant daher wie ein Lamborghini Aventador neben einem Zweitakt-Moped.

In diesem Sinne: Starten Sie zur Abwechslung doch mal ein kleines spritziges Wagnis und machen Sie Ihren ganz persönlichen Cocktailfrühling diesmal zu einem Sbagliato-Frühling! Denn die kreative Experimentierkunst des frischen und fröhlichen Cocktail-Verpatzens mit dem einen oder anderen Geheimtrick aus der Sekt-, Prosecco- oder Champagnerflasche macht so viel Spaß, dass früher oder später kaum noch ein Cocktailklassiker vor ihr sicher ist.

Schlumberger Violet Sparkling


ZUTATEN
2 cl Crème de Violette Liqueur
2 cl Granatapfelsaft
1 Dash Limettensaft
Schlumberger Spring Edition Rosé zum Auffüllen 

ZUBEREITUNG
Crème de Violette Liqueur, Granatapfelsaft und frischen Limettensaft gründlich shaken und in ein vorgekühltes Sektglas abseihen. Vorsichtig mit einer gut gekühlten Schlumberger Spring Edition Rosé auffüllen und mit einer Brombeere garnieren.

In seiner Heimat Frankreich seit Jahrzehnten speziell zum Frühlingsauftakt als „Champs de Violette“ getrunken, in den USA auch als „Violet Sparkling“ bekannt – oder nach dem Filmstar der 60ies als „Elizabeth Taylor“ –, gewinnt dieser klassische, elegante Champagner-Cocktail in einer erfrischenden Variante mit Granatapfelsaft und Schlumberger Spring Edition Rosé raffiniert fruchtig-florale Nuancen und kann schnell auch zu einem zweiten oder dritten Gläschen verführen.

Hendrick’s Aviation Royale



ZUTATEN

25 ml Hendricks Gin
10 ml frisch gepresster Zitronensaft
1,5 TL Maraschino-Likör
1 Dash Crème de Violette Liqueur
Schlumberger Sparkling Brut zum Auffüllen
Maraschinokirsche zum Garnieren

ZUBEREITUNG 
Alle Zutaten bis auf den Sekt in einen mit Eis gefüllten Cocktailshaker füllen und gut rühren. In eine gekühlte Champagner-Coupe abseihen und mit Schlumberger Sparkling Brut auffüllen. Mit einer Maraschinokirsche auf einem Cocktailspieß aus Edelstahl garnieren und servieren.

1916 in einem New Yorker Hotel am Times Square erfunden, gilt der „Aviation Cocktail“ aus Gin, Maraschino-Likör, Crème de Violette-Veilchenlikör und Zitronensaft bis heute als legendärer und großer Klassiker unter den Sours. In seiner „Royale-Variante wird er mit Champagner aufgespritzt zum absoluten Luxusspritz, noch spannender und aktueller wird er allerdings in einer außergewöhnlich kreativen Variante mit der neuen Hendricks Limited Edition „Flora Adora, einem exquisiten Gin aus dem Botanikgeheimlabor von Master Distillerin Lesley Gracie: Mit ungemein floralen Rosenblatt-, Hibiskus und Lavendelaromen verwandelt er den „Aviation Royale“ zum prickelnden Blumenbouquet, das jeden Frühlingsabend zum Erlebnis macht.

Hendrick’s Garibaldi Sbagliato


ZUTATEN

25 ml Hendrick’s Gin
25 ml Galliano L’Aperitivo
50 ml frisch gepressten Orangensaft, mit dem Stabmixer schaumig gequirlt
Schlumberger Sparkling Brut zum Auffüllen
Orangenscheibe zum Garnieren

ZUBEREITUNG 
Alle Zutaten in einem gefrorenen oder sehr gut gekühlten Longdrinkglas ohne Eis (!) kombinieren. Mit sehr gut gekühltem Schlumberger Sparkling Brut auffüllen, evtl. behutsam mit dem Barlöffel umrühren. Mit einer Orangenscheibe garnieren.

In seinem Grundkonzept ist der klassische Garibaldi-Cocktail (benannt nach den roten Revolutionärshemden des italienischen Freiheitskämpfers Giuseppe Garibaldi aus dem 19. Jahrhundert) sozusagen die mit raffinierter Sorgfalt zubereitete Luxusvariante eines Campari Orange: Frischer Orangensaft – in der Mailänder Bar „Camparino“ werden z. B. gleich zwei Sorten kombiniert – aus dem Hochgeschwindigkeitsentsafter wird cremig-schaumig mit dem Stand- oder Stabmixer verquirlt und behutsam über den Bitter-Aperitivo gegossen. In dieser mit Schaumwein aufgespritzten Erweiterung wird der Klassiker allerdings zur prickelnden Erfrischung mit besonders komplexer Note. Denn statt des üblichen Camparis kommt hier mit Galliano LAperitivo ein ganz anderer italienischer Bitter-Klassiker zum Einsatz, der gemeinsam mit den feinen Gurken- und Rosenblattnuancen von Hendricks Gin und trockenem Schlumberger Sekt den Garibaldi Sbagliato zum äußerst eleganten Brunch Drink im Frühling macht.

135° East Japanese 75


ZUTATEN
1,5 Teile 135° East Hyogo Dry Gin
1 Teil Zuckersirup
¾ Teile Yuzu-Saft (oder auch evtl. Zitronen- oder Limettensaft)
5 Teile Schlumberger Sparkling Brut zum Auffüllen

ZUBEREITUNG 
Alle Zutaten außer dem Sekt in ein hohes Cocktailglas füllen. Glas zur Hälfte mit Eis befüllen, mit gut gekühltem Schlumberger Sparkling Brut auffüllen und bei Bedarf mehr Eis hinzufügen. Mit einer Zitronenscheibe garnieren.

Der Japanese 75 ist eine frische, trendige Variante des klassischen französischen Champagnercocktails French 75 aus dem frühen 20. Jahrhundert. Allerdings sorgen bei diesem exklusiven japanischen Gin außergewöhnliche Zutaten wie destillierter Sake, Yuzu, Sansho-Pfeffer, Sensha-Tee und Shiso-Blätter für eine raffiniert-komplexe exotische Note. Das Rezept variiert eine Idee von Kate Simon, Redakteurin des Imbibe-Magazins und Autorin von „Tiny Bubbles“, einem fantastischen Buch über prickelnde Cocktails.

The Botanist Millionaire’s Mule



ZUTATEN

2 cl The Botanist Islay Dry Gin
1 Teil Zuckersirup
2 Scheiben Ingwer
2 Scheiben Limette
Schlumberger Sparkling Brut zum Auffüllen

ZUBEREITUNG 
Ingwer und Zuckersirup direkt im Glas muddeln. Beide Limettenscheiben über dem Glas ausdrücken und danach mit ins Glas geben. Glas mit Eis auffüllen. Gin hinzugeben. Mit gut gekühltem Schlumberger Sparkling Brut auffüllen. Behutsam kurz mit dem Barlöffel umrühren.


In den 1940er-Jahren in den USA als erfrischender Cocktail aus Wodka und Ginger Beer entstanden, ist der klassische Moscow Mule bis heute in aller Munde. In seiner edlen Variante mit Gin und Champagner entwickelte er sich im Lauf der Jahrzehnte zum spritzigen „Millionaires Mule“, noch interessanter wird er allerdings mit einem komplexen, frühlingshaft floralen Premium-Gin wie The Botanist, dessen rare Aromen wie Schwertlilienwurzeln, Sumpfblüten-Myrthe, Zitronenmelisse, Thymian, Holunderblüten oder Birkenblätter gemeinsam mit Schlumberger Sparkling Brut und der zarten Schärfe von frischem Ingwer einen wahren Blumen-und Kräutergarten frühlingshaft zum Aufblühen bringen.

Fotocredits: Shutterstock, Stocksy, StockFood

MEHR STORYS